Mit jedem Jahr schreiben wir neue Geschichten, die unsere Stadt prägen. Eine davon erzählt die beeindruckende Reise einer Nordmanntanne, die 1981 von Frau Stenzel gepflanzt wurde. Jahrzehntelang war der Baum ein stolzer Teil ihres Schrebergartens, spendete Schatten und wurde zum Treffpunkt. Doch auch dieser Baum blieb von den Herausforderungen des Lebens nicht verschont. Das Hochwasser von 2002 zwang zur Aufgabe des Gartens – die Tanne blieb jedoch bestehen, ein stiller Beobachter des Wandels.
Im Jahr 2020 erwarb die Wohnungsgesellschaft Freital mbH (WGF) das Grundstück rund um die Tanne, um dort moderne Wohnhäuser mit Gewerbeflächen – die „Windbergterrassen“ – zu errichten. Der geplante Baubeginn 2025 bedeutete jedoch das Ende für den Baum an seinem angestammten Platz. Doch statt ihn einfach zu fällen und zu entsorgen, entschied die WGF, ihm einen gebührenden Abschied zu ermöglichen.
Durch eine Bewerbung zur traditionellen Baumauswahl des Dresdner Striezelmarktes fand die Tanne ihre neue Bestimmung. Als eines der Wahrzeichen des ältesten Weihnachtsmarktes Deutschlands sollte sie einen würdigen Abschluss finden. Am 2. November 2024 begann die aufwendige Fällaktion unter großem Interesse der Öffentlichkeit. Um 10:55 Uhr war die Tanne sicher auf einem Tieflader verstaut und machte sich auf den Weg nach Dresden.
Am Dresdner Altmarkt verfolgten zahlreiche Zuschauer gespannt den Aufbau. Mithilfe schwerer Kräne wurde der Baum aufgestellt und zum Mittelpunkt des 590. Striezelmarktes gemacht – ein symbolträchtiger Moment, der die Lebensgeschichte dieses besonderen Baums krönte.
Mit dieser Entscheidung setzt die WGF ein Zeichen. Sie vereint die Werte von Tradition und Fortschritt: Der Baum, der über Jahrzehnte die Menschen berührte, wird nun Teil eines kulturellen Erbes, während die „Windbergterrassen“ neuen Wohn- und Lebensraum in Freital schaffen.